Gründungsweg der Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall Remscheid e.V.

Im November 2015 wurden wir das erste Mal durch eine städtische Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht 1938 auf das alte Nebengebäude im Hof der Polizeiwache Remscheid aufmerksam. Während der Veranstaltung stellte sich heraus, dass es sich bei diesem Gebäude um den ehemaligen Pferdestall der Polizei in Remscheid handelt.

In diesem alten Pferdestall waren während des Nationalsozialismus verhaftete Personen „untergebracht“, bevor sie, meist Juden/ Sinti und Roma, nach Osten in Ghettos oder (Vernichtungs)-Lager deportiert wurden. Der Pferdestall wurde so zum „Ausweichgefängnis“, da die üblichen Zellen im Hauptgebäude mit anderen Gefangenen belegt waren.

Die drei, vor dem Emma-Herwegh-Gymnasium (ehemals Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium) liegenden, Stolpersteine für Simon Häusler, Helmut Lazer und Jakob Mandelbaum waren mit der Gedenktafel und dem ‚Freundbaum‘ im Eingangsbereich der EMMA seit 2005/06 Ergebnis der Forschungen und Bemühungen der Geschichts-AG (Ge-AG) zur jüdischen Geschichte der Schule.

Nach einer Stolpersteinführung durch Remscheid, die an diesem alten Pferdestall endete, initiierten weitere Schüler*innen der Geschichts-AG des Ernst-Moritz-Arndt Gymnasiums die Idee einer zentralen Gedenk- und Bildungsstätte vor Ort – die Erste in Remscheid überhaupt.

Eine Chance, die erforschten grausamen Schicksale ehemaliger Remscheider Familien zu teilen und aller Opfer zu gedenken: Behinderte Menschen / Euthanasie, Homosexuelle, Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, Juden, religiös Verfolgte, Sinti und Roma, Widerstands-Kämpfer sowie zivile Opfer des Krieges.

Das Vorhaben der Schüler*innen entwickelte sich schnell und fand sowohl die Unterstützung der Polizei, als auch der Stadt Remscheid und vor allem die des Herrn Oberbürgermeisters Burkhard Mast-Weisz.

Von Beginn an waren wir uns einig, dass in einer zukünftigen Gedenkstätte all dieser Opfer mahnend gedacht werden sollte. Zugleich ist es unser Ziel, die Täter*innen zu erforschen. Die Gedenkstätte soll für alle Remscheider*innen und vor allem für die jüngere Generation zu einer Bildungs- und Begegnungsstätte werden.

Die erste Ausstellung mit eigenen Tafeln zu den jüdischen Opfern Remscheids wurde 2017 im Pferdestall eröffnet. Es folgten stetig weitere Gedenkveranstaltungen, Erweiterungen dieser Ausstellung und Führungen mit eigenen ausgebildeten Schüler-Guides.

Im Juli 2018 wurde der Trägerverein durch großen Einsatz des ehemaligen Schulleiters Hans Heinz Schumacher gegründet. Gründungsmitglieder*innen sind unter anderem die Geschichts-AG, ihre Mitglieder*innen, die Stadt Remscheid, der Bergische Geschichtsverein, die Jüdische Kultusgemeinde Wuppertal, die evangelische und katholische Kirche in Remscheid und die IG-Metall Remscheid.

Bis heute kamen Ausstellungen zu den Remscheider Sinti und Roma, Deserteuren und Bewährungssoldaten hinzu. Weitere Opfergruppen werden durch die kontinuierlichen Recherchen der Ge-AG/ GuB erforscht; trotz Corona werden für die nahe Zukunft neue Ausstellungen vorbereitet.