Vertreter*innen des Vereins „Gedenk- und Bildungsstätte Pferdestall Remscheid e.V.“ trafen am 3.3.2018 auf der Veranstaltung zum Gedenken an die 75 Jahre zuvor erfolgten reichsweiten Inhaftierungen und anschließenden Deportationen der Sinti und Roma ins Konzentrationslager Auschwitz, Bluma Meinhardt.
Bluma Meinhardt ist die Tochter eines Remscheider Überlebenden, der bis zu seiner Verhaftung mit seiner und weiteren Familien in einem Felsenhalbrund in Wohnwagen oder selbsterrichteten Behelfsunterkünften lebte. Mit Hilfe eines Zeitzeugen konnte unser Verein die Lagerstätte lokalisieren, die nach dem Kriege im Zuge der Entwicklung des Industriegebietes Am Blaffertsberg zugeschüttet wurde.
In unmittelbarer Nähe möchte der Verein zum Gedenken an die von hier deportierten Menschen ein Denkmal errichten.
Die Menschen
Etwa 30 Meter vom geplanten Denkmal entfernt lebten Sinti und Roma, die ihren Lebensunterhalt durch den Verkauf selbstgefertigter Waren, durch Dienstleistungen sowie durch Arbeit in umliegenden Betrieben verdienten. Besonders beliebt bei den Menschen der Umgebung waren Auftritte von Musikern in Gaststätten in Wuppertal-Ronsdorf und Lüttringhausen.
Am Standort lebten nach heutigem Kenntnisstand neben der Familie Meinhardt die Familien Mettbach, Bamberger, Diesenberger und Reinhardt. Insgesamt haben nur wenige, der damals in Remscheid lebenden mehr als 90 Sinti und Roma die nationalsozialistische Gewaltherrschaft überlebt.
Die Konzeption des Denkmals
Die Konzeption des, von der mit Bluma befreundeten Künstlerin Ayla Corstanje-uncu entwickelten, Denkmals nimmt stellvertretend für die Menschen, die hier gelebt haben, das Schicksal der Familie Meinhardt/Diesenberger in den Fokus.
Blumas Vater Friedel wurde mit seinen Eltern Maria Meinhardt und Johann Diesenberger sowie den sieben Geschwistern nach Auschwitz deportiert. Laut Familienüberlieferungen wurde Friedels Mutter mit ihren Kindern, darunter die erst wenige Tage alte Melitta, dort in die Gaskammer geschickt. Der Vater musste dazu auf seinem Musikinstrument spielen. Auf dem Weg zur Gaskammer gelang es der Mutter noch, ihren ältesten Sohn Friedel in ein Gebüsch zu stoßen. So konnten er und sein Vater nach jahrelangen KZ-Aufenthalten und den sogenannten Todesmärschen den Massenmord überleben.
In Anlehnung an die in den Konzentrationslagern von den Häftlingen zu tragenden Wimpeln, soll das Fundament in Form eines gleichseitigen Dreiecks gestaltet werden. Darauf soll eine Zeichnung in eine Stahlplatte eingeläsert werden. Diese Zeichnung greift die oben geschilderte Situation auf. Eine Animation des Denkmals ist im Bild oben zu sehen.
Realisation
Aufgrund der Coronakrise kann die ursprüngliche Einweihung des Denkmals leider noch nicht am 2. März 2022 vorgenommen werden. Teile des Denkmals sind bereits in Auftrag gegeben und erste Vorarbeiten zur Vorbereitung der Bodenarbeiten am Standort sind bereits ausgeführt. Wir rechnen mit einer tatsächlichen Realisation im Frühsommer. Nichtsdestotrotz werden wir am Jahrestag der Deportationsaktion, am 2.3.22 am Standort des Denkmals eine feierliche Veranstaltung zum Gedenken an die Deportierten abhalten (hier ist der zugehörige Beitrag zu finden).