Am 24. Oktober 1941 wurden Remscheider Jüdinnen und Juden in der Polizeikaserne Remscheid festgesetzt. Von dort wurden sie am Sonntag, dem 26.10.1941 mit weiteren Bergischen Juden und Jüdinnen über Wuppertal zum Schlachthof nach Düsseldorf gebracht. Es war der erste Transport, der von dort an einem Sonntag abging. Für weitere Deportationen, wählte die Gestapo-Leitstelle in Düsseldorf immer einen Sonntag, da so das geringste Aufsehen erregt wurde.
Im dortigen Schlachthof mussten sie zusammen mit 1003 Juden und Jüdinnen aus dem Gestapogebiet Düsseldorf -wie Schlachtvieh eingepfercht-, meist stehend, die Nacht verbringen. Ihr Gepäck wurde durchsucht, sie wurden bestohlen und waren den Schikanen der Gestapo- und SS-Leute ausgesetzt.
Die Gestapo erstellte zu dem Transport eine Quittung von 98793 Reichsmark (siehe Bild unten), welches sie den verzweifelten Menschen als „Fahrgeld“ abgenommen hatten. Spätestens nach der Zeit an einem solch grausamen Ort war den Gefangenen klar, dass ihr Schicksal kein gutes Ende nehmen würde.
Ursprünglich umfasste der Transport 1008 Menschen, 5 wählten vorab den Freitod.
Am folgenden Tag fuhr der Zug um 7:50 Uhr von Düsseldorf ab. Die Menschen kamen erst in der Nacht, bei zwölf Grad unter null, im Ghetto Lodz / Litzmannstadt an. Die Unterkunft hatte weder Tische, Stühle, Schränke, nicht einmal Pritschen. Es gab drei Latrinen und eine Wasserpumpe.
Anfang Mai 1942 bzw. im September 1942 wurden fast alle der Remscheider in das Vernichtungslager Chelmno / Kulmhof „ausgesiedelt“ und am folgenden Tag ermordet. Nach heutigem Kenntnisstand hat kein Remscheider überlebt.
Vom gesamten Transport mit 1003 Personen konnten sich nur 13 Menschen retten.
Unter den in Remscheid geborenen oder wohnenden 25 Remscheider Jüdinnen und Juden befanden sich 2 vierjährige Mädchen, Inge Sternberg und Thea Zauderer. Theas Mutter wurde mit ihrer Großmutter im Mai 1942 vergast, Thea und ihr Großvater wurden im September 1942 getötet. Die kleine Inge wurde mit ihrer Mutter Lieselotte im August 1944 nach Auschwitz gebracht. Dort verliert sich ihre Spur.
Josef Schönthal und Hermann Winter wurden zu Arbeitseinsätzen nach Posen verschickt und ihr weiteres Schicksal ist unbekannt.
Drei Tage vor ihrer Deportation hat Gertrud Winter ihren Mann Martin geheiratet. Die religiöse Trauung erfolgte am 16. November 1941 im Ghetto. Sie ging als Frau Herzfeld in den Tod.
Nun, da sich der Tag der Deportation zum 81. Mal jährt, gedenken wir hier all der Deportierten.
Artmann, Eidel
Artmann, Josef
Benjamin, Margot
Blicblum, Sara
Isaak, Erich
Isaak, Marta
Isaak, Ruth
Isaak, Siegmund
Lilienfeld, Hilde
Mandelbaum, Esther
Meyer, Margot
Schönthal, Josef
Sternberg, Inge
Sternberg, Lieselotte
Sternberg, Max
Strauß, Agnes
Strauß, Oskar
Strauß, Richard
Winter/ Herzfeld, Gertrud
Winter, Hermann
Wundermann, Chana
Zauderer, Brucha
Zauderer, Sara
Zauderer, Srul
Zauderer, Thea
Weitere Remscheider wurden im Oktober 1941 von Köln aus ebenfalls nach Litzmannstadt deportiert.
Ehrlich, Gertrud
Lange, Julius
Lefmann, Frieda
Lefmann, Leopold
Weinberg, Lotte Ilse
Weinberg, Vera
Lenneberg, Ernst Rolf
Lenneberg, Gerda
Lippmann, Hermann
Lippmann, Martha
Weinberg, Hedwig
Weinberg, Lotte Ilse
Weinberg, Vera
Von Frankfurt aus wurde Elisabeth Binswanger, geb. Löwenthal deportiert.
Der Tod von Hedwig Weinberg im Ghetto Lodz ist verzeichnet. Das Schicksal der anderen ist bis heute nicht geklärt.
Einer der Täter, ein Remscheider, Hermann Waldbillig!
Der Gestapomitarbeiter des „Judenreferats“, demütigte und schikanierte, wo er konnte. Er schreckte laut Zeugenaussagen auch nicht vor Misshandlungen zurück. Er war mitverantwortlich für die Vorbereitung der reibungslosen Durchführung, der Deportationen vom Schlachthof Düsseldorf. Waldbillig wurde hierfür lediglich zu einer dreijährigen Gefängnisstrafe verurteilt.